Tage der Heimat

 

Am 20. November 1949 trafen sich in Göttingen Vertreter des damaligen Zentralverbandes vertriebener Deutscher und des damaligen Verbandes der ostdeutschen Landsmannschaften zu einer Aussprache über ihre Aufgabenbereiche. Dabei kam das „Göttinger Abkommen“ zustande, bei dem zwei Gedanken zentrale Bedeutung erlangten: die „Charta der Heimatvertriebenen“ und der „Tag der Heimat“.

 

Als Vater des Tages der Heimat gilt Paul Wagner, der frühere Bürgermeister von Neidenburg (Ostpreußen). In seinem Antrag zur Einführung des Tages der Heimat heißt es:

 

1. Die Heimatvertriebenen sollen sich jährlich einmal öffentlich zu ihrer derzeit verlorenen 

    Heimat bekennen. Sie sollen sie  ihren Kindern und allen Deutschen nahe bringen,  besonders auch das Recht auf die Heimat, das unveräußerlich und unabdingbar ist.

2.   Die Heimatvertriebenen sollen sich ihres Heimatbesitzes erfreuen, ihr Heimatgut öffentlich zeigen und es den Kindern weitergeben.

3.   Der Tag der Heimat soll dem ganzen deutschen Volk den Wert der Heimat zum Bewusst-

     sein bringen. Zugleich soll es an diesem Tag das Recht auf Heimat vor aller Welt fordern.

    Dadurch soll die Gemeinsamkeit der Heimatverbliebenen und der Heimatvertriebenen

    gefördert und so der trennende Graben zwischen beiden zugeschüttet werden. Sie sollen

    dadurch enger zusammenwachsen.“

 

Diese Zielsetzung ist heute weitgehend verwirklicht.

 

Paul Wagner, 1900 in Münsterberg (Schlesien) geboren, erhielt 1961 vom Bundespräsidenten, vor allem wegen der Schaffung des Tages der Heimat, das Bundesverdienstkreuz.

 

Als erste Veranstaltung zum Tag der Heimat muß man wohl die Kundgebung am 06. August 1950 in Stuttgart bezeichnen, bei der die Charta der deutschen Heimatvertriebenen feierlich verkündet wurde.

 

Als fester zentraler Termin des Tages der Heimat war zunächst der erste Sonntag im August vorgesehen als Protest gegen die Beschlüsse der Potsdamer Konferenz 1945. Später wurde wegen der Schulferien der zweite Sonntag im September gewählt, bundesweit ab 1956. Seit 1954 wird zum Tag der Heimat ein Leitwort ausgegeben, ausgewählt vom Präsidium des Bundes der Vertriebenen.

 

Der Tag der Heimat ist entstanden als Bekenntnis der deutschen Vertriebenen zu Ihrer Heimat und als Protest gegen Vertreibung und Annexion. Vertreibung von Einzelmenschen wie ganzer Volksgruppen verstößt gegen die fundamentalsten Rechtsauffassungen der Völkergemeinschaft; Verbot der Vertreibung, Verbot von Annexionen, das Selbstbestimmungsrecht und Freizügigkeit begründen das Recht auf die Heimat.

 

Der „Tag der Heimat“ soll die Weltöffentlichkeit daran erinnern, daß die Vertreibung von

15 Millionen Deutschen eines der größten Verbrechen gegen die Menschlichkeit war. Wir gedenken an diesem Tag der Millionen Deutschen, die dabei auf grausamste Weise umgekommen sind.

 

Heimat ist, wie der bekannte Philosoph und Pädagoge Eduard Spranger in seiner Abhandlung

„Der Bildungswert der Heimatkunde“ feststellte, „erlebte und erlebbare Totalverbundenheit“, „geistiges Wurzelgefühl“. Die Frage nach der Heimat wird jeder auf seine Weise beantworten und aufgrund seiner Herkunft, Entwicklung und Erlebnisse eigene Schwerpunkte setzen. Wir alle wissen, daß „Heimat“ mehr ist als nur ein geographischer Begriff, der Landschaft, Siedlung und Gebäude umfaßt. Zur Heimat gehören auch die Menschen, die uns nahe stehen, allen voran die Familie, in die man hineingewachsen ist. Aber auch die Gemeinschaft zählt dazu, in der wir uns entfalten, ihr vertrauter Sprachklang, das gemeinsam Erlebte und richtungweisend eine Vielzahl von wechselseitigen Bindungen kultureller, wirtschaftlicher, politischer und religiöser Art.

 

Das schmerzhafteste ist wohl der Verlust der Heimat. Der wiederum eine besondere Triebkraft ist, sich erneut Heimstatt zu schaffen. Gleichwohl wird der Mensch, der aus seiner Heimat vertrieben wurde, das Verlorene wert und teuer halten, wird es oft auch verklären, denn er liebt die Vorstellung, dort sei die Erfüllung geblieben oder wäre zumindest möglich gewesen. So sendet das Verlorene noch lange eine starke Kraft aus, von der sich loszusagen eine engherzige Forderung ohnegleichen wäre.

 

Heimat ist nicht vererbbar. War der Tag der Heimat, seit 1949 regelmäßig begangen, zuerst vorwiegend dem Gedenken an die Vertreibung und erlittenen Unrecht gewidmet, hat er im Laufe der Jahre seine Bedeutung verändert. Er ist inzwischen nicht nur zum Tag der Heimat der Vertriebenen, sondern aller Deutschen geworden. Er ist ein Bekenntnis zur neu geschaffenen Heimat, zu einem vereinten Europa im Geiste der Charta der deutschen Heimatvertriebenen. Er ist Mahnung gegen Unrecht, Verbrechen gegen die Menschenrechte, Vertreibung und ethnische Säuberungen. Er soll die Weltöffentlichkeit mahnen, das Selbstbestimmungsrecht und das Recht auf die Heimat für alle Völker und Volksgruppen endlich zu verwirklichen.

 

Die Festredner in Karlsruhe:

 

1984 Sepp Schmidt, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben

1985 Prof. Dr. Gerhard Seiler, Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe

1986 Günther Rüssel, Stadtrat, Fraktionsvorsitzender der CDU – Gemeinderatfraktion

1987 Dr.h.c. Gerhard Weiser, Minister für Landwirtschaft Baden-Württemberg

1988 Heinke Salisch, MdEP, Karlsruhe

1989 Dr.h.c. Lothar Späth, Ministerpräsident Baden- Württemberg

1990 Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister des Innern

1991 Dr. Otto von Habsburg, MdEP

1992 Dr. Karl Miltner, Regierungspräsident Karlsruhe

1993 Dr. Klaus Kinkel, Bundesaußenminister

1994 Dr. Erwin Vetter, Staatsminister Baden-Württemberg

1995 Erwin Teufel, Ministerpräsident Baden-Württemberg

1997 Gerhard Mayer-Vorfelder, Finanzminister Baden-Württemberg

1998 Erwin Teufel, Ministerpräsident Baden-Württemberg

1999 Prof. Dr. Bernhard Friedmann, Mitglied des europäischen Rechnungshofes

2000 Willi Stächele, Staatssekretär Baden-Württemberg, Beauftragter für Vertriebene

2001 Heribert Rech, MdL, Staatssekretär Baden-Württemberg, Beauftragter für Vertriebene

2002 Bernd Posselt, MdEP, Straßburg

2003 Prof. Dr. Hans Filbinger, Ministerpräsident a.D. Baden-Württemberg, Freiburg

2004 Arnold Tölg, MdL a.D., Vorsitzender des BdV Baden-Württemberg, Bad Liebenzell

2005 N.N.

 

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